Schmiere im SystemHILDESHEIM IST ÜBERALL: Diana, Du bist seit Deinem Abschluss beruflich ziemlich viel in Europa herumgekommen. Wie kommt das?
DIANA HILLESHEIM: Mit meinem letzten Praktikum in Hildesheim habe ich bei der Manifesta angefangen zu arbeiten, der europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst mit Hauptsitz in Amsterdam. Mein Erasmus-Semester habe ich bereits in Utrecht gemacht. Damals habe ich mich dann in Amsterdam beworben, bin aber noch einmal ganz kurz zurück nach Hildesheim, um die letzten Scheine zu machen. Und dann wurde ich bei der Manifesta übernommen und habe von dort aus auch die letzten Prüfungen gemacht und meine Diplomarbeit geschrieben. Bevor du uns erklärst, was die Manifesta ist, die Frage, wie Du darauf gekommen bist, Dich gerade dort zu bewerben? Ich hatte bereits während meines Studiums eine gewisse Affinität zu Biennalen. Ich habe mein Vordiplom über die Venedig-Biennale geschrieben und über deren deutschen Pavillon. Ich habe damals auch ganz viel über die documenta recherchiert und bin irgendwie bei meinen Recherchen auf die Manifesta gestoßen. Das war zu dem Zeitpunkt eine relativ kleine Biennale, noch sehr experimentell. Ich fand die Manifesta vor allem auch deswegen super interessant, weil es die einzige Biennale ist, die durch ganz Europa reist. Alle anderen Biennalen bleiben ja an einem Fleck, in einer Stadt. Auch die damit verbundene inhaltliche Idee der Manifesta fand ich sehr interessant: Was ist Europa, wie wird Europa definiert? In welche Länder hat Dich das seit Deinem Berufsstart geführt? Ich habe 2010 angefangen, damals war die Manifesta in Spanien, in Murcia und Cartagena. Die Manifesta 9 war danach in Genk in Belgien, an der Grenze zu den Niederlanden und zu Deutschland. Die Manifesta 10 fand in St. Petersburg statt. Das war zu der katastrophalen Welle der Anti-Schwulen-Gesetzes, dem Abschuss der MH17, dem Ukraine-Konflikt – das war das härteste Jahr. Dieses Jahr, also 2016, ist die Manifesta in Zürich und in zwei Jahren wird sie in Palermo, Sizilien, sein, wo ich nun auch schon einige Male gewesen bin. Hinzu kommen dienstliche Reisen nach London, Paris, Brüssel und in viele weitere große europäische Kunststädte. Wie viel Zeit verbringst Du in Amsterdam und wie viel jeweils vor Ort? In den meisten Monaten bin ich zwei bis drei Wochen vor Ort – ungefähr also die Hälfte in Amsterdam und die Hälfte weg. Im Sommer ist es dann eher weniger, da haben wir mehr Pause und da kann ich auch ein bisschen mehr zuhause sein. Gab es unter den vielen Standorten für Dich einen Lieblingsort? Ich bin gerade total verliebt in Sizilien. Palermo ist eigentlich eine ziemlich reizlose Stadt, ziemlich chaotisch und im Gegensatz zu allen anderen sizilianischen Städten etwas heruntergekommen. Aber Sizilien ist unheimlich toll. Die haben leckeres Essen, die Leute sind sehr nett, das Wetter ist unglaublich, es gibt eine reiche Kultur und Geschichte. Es wird eine der interessantesten Manifestas. Wie funktioniert die Arbeit genau? Wir haben eine sehr europäische Struktur. Unser Hauptbüro ist in Amsterdam. Dort gibt es ein Kernteam von fünf bis sechs Personen. Wir machen die Neuanwerbung von Städten und auch die ganze Administration: Stiftungen errichten, die ganzen finanziellen Angelegenheiten betreuen, die Teams aufbauen und so weiter. Und dann haben wir die Abteilungsleiter, die die Teams in den Städten leiten. Diese Manager sitzen aber in verschiedenen Ländern in ganz Europa. Unser Produktionsleiterin wohnt in Barcelona, unsere Publikationsleiterin in Sevilla, unsere Kommunikationsleiterin in Köln und unsere Vermittlungsleiterin in Bolzano, Italien. Wie kommuniziert Ihr miteinander? Die Abteilungsleiter fliegen jeden Monat, wie ich auch, nach Zürich. Wenn wir nicht vor Ort sind, haben wir über Skype und andere digitale Kanäle Kontakt. Außerdem haben wir lokal ein Team, das zum größten Teil aus dem jeweiligen Ort kommt. Das sind ungefähr 30 bis 40 Leute, das internationale Team besteht aus ungefähr 10 Leuten und wir in Amsterdam sind fünf bis acht Leute. Was sind Deine Aufgaben im Manifesta-Team? Meine Aufgaben haben sich in den letzten Jahren ziemlich gewandelt. Am Anfang war ich Büro Assistentin und Redaktionsassistentin für unser Journal. Später habe ich eine Art „Switch“ zwischen den Büros dargestellt. Ich bin neben der Direktorin diejenige, die das ganze Wissen weiterträgt. Was funktioniert bei der Manifesta, was funktioniert bei der Manifesta nicht? Was sind die Richtlinien, an die man sich halten muss? Wie muss man den Namen benutzen, wie wird die Brand benutzt, was darf man machen in Bezug auf Logos und so weiter? Außerdem habe ich ganz viel Management Assistenz gemacht. Da habe ich viel mit Budgets gearbeitet, Vorstandssitzungen vorbereitet, viele administrative Tätigkeiten also. Ich habe eigentlich ganz wenig mit Künstlern oder dem Produkt selbst zu tun. Es geht viel mehr um das Drumherum, und ich habe mich immer die „Schmiere des Systems“ genannt. Ich bin quasi der Zwischenschalter, der alles erklärt. Seit letztem Jahr konzentriere ich mich auf das Kommunikationsmanagement. Warum ist so ein Zwischenschalter nötig? Viele Dinge sind einfach zu komplex. Ganz viele Mitarbeiter, die wir in den lokalen Teams haben, wissen natürlich nicht, wie man eine Biennale macht. Das ist auch ganz normal. Wenn du noch nie in einer Biennale gearbeitet hast, weißt du nicht, was als nächstes kommt und was dich überrollen wird. Und wenn dir jemand in einer höheren Position, der das schon 20 Jahre macht, sagt, jetzt organisierst du mal eine Eröffnung, dann sitzt du da und denkst, oh je, und wie mache ich das? Und dann komme ich rein und erkläre es: „ ... so haben wir es früher gemacht, ... so sieht es hier aus, ... jetzt gebe ich Dir mal einen Plan an die Hand, wie Du es machen kannst und dann denkst Du Dir einmal selbst aus, wie das funktionieren könnte.“ Die Komplexität des Projekts herunterzubrechen, ist der Kern meiner Arbeit. Wie funktioniert das sprachlich? Du arbeitest in Amsterdam, hast mit Menschen aus aller Welt zu tun und bist selbst deutsche Muttersprachlerin? Ich bin jeden Tag in drei Sprachen aktiv im Austausch. Meine Direktorin spricht Niederländisch mit mir, ich spreche mit meinen meisten Kolleginnen und Kollegen Englisch, habe aber jetzt im Moment auch viele deutschsprachige Kollegen in Zürich, mit denen ich mich auf Deutsch unterhalte. Ich verstehe Französisch, sprechen würde ich es aber nicht. Bei meinen spanischen Kollegen verstehe ich auch was sie sagen, aber auch da kann ich nicht besonders gut antworten. Es ist wirklich ein richtig europäisches Projekt. Es geht ganz viel um Sprache und auch um Verständigungsschwierigkeiten. Je mehr Sprachen man kennt, desto mehr weiß man auch, woher manche Mentalitätsverschiedenheiten kommen und wie sich Konflikte nur aufgrund der Mentalität in der Sprache aufbauen können. Wie war es für Dich, als Du nach dem Studium in einer fremden Sprache in den Beruf eingestiegen bist? Wie hast Du Niederländisch gelernt? Ich war in Utrecht während meines Erasmus und habe dort einen Spezialkurs in Niederländisch gemacht. Der ging fünf Monate lang, drei Mal die Woche, mit Logopäden und vielem mehr. Es war wirklich sehr intensiv und da habe ich relativ schnell die Sprache gelernt. Aber dieses Englisch-Deutsch-Niederländisch hat mir am Anfang echt den Kopf gekostet. Jetzt ist es kein Problem mehr. Inwiefern hast Du denn das Gefühl, dass Hildesheim Dich auf Deinen Job vorbereitet hat? Ich glaube das Allerwichtigste in Hildesheim war die Anbindung an die Praktika. Nicht nur, weil ich dadurch in den Job gekommen bin, sondern weil ich auch besser verstand, worum es eigentlich im Studium geht, und wo ich mich mehr noch vertiefen konnte. Ich war viel weniger theoretisch auf dem Weg als Freunde, die an anderen Universitäten studiert haben. Hildesheim ist natürlich auch eine Universität, aber eher wie eine Kunstakademie mit einer ganz anderen Art und Weise des Studierens. Hast Du damals etwas vermisst? Ja, Härte im Studium. Ich habe das in Utrecht erlebt und das hat mich richtig befriedigt. Die haben uns sehr durchgedrillt, dass wir in einer bestimmten Zeit ein bestimmtes Produkt abliefern. Da habe ich mich wirklich auf den Hosenboden gesetzt und Dinge durchgelesen und durchgearbeitet. Das ist in Hildesheim überhaupt nicht so. Du kannst etwas machen, aber keiner zwingt dich dazu. Was war denn auf der anderen Seite in Hildesheim gut für Dich? Ich glaube, dass Hildesheim auf jeden Fall einen großen Beitrag dazu geleistet hat, wie ich mich entwickelt habe. Gut war, die Freiheit zu haben, zu entscheiden, was ich machen will und wohin ich will. Also die Freiheit in der Fächerwahl und den Entwicklungsschritten. Da muss man zwar einen sehr großen Anteil an Selbstdisziplin mitbringen, um das auch tatsächlich alles durchzuziehen. Aber das war ein Plus, was den Hildesheimern immer zugute gekommen ist und zugute kommen wird. Gibt es etwas Besonderes, das alle Hildesheimer verbindet? Man sieht es immer wieder, dass ganz viele Hildesheimer so einen bestimmten Drive haben. Das liegt nicht an der Auswahl der Leute, das liegt an dem Studiensystem. Es sind nicht bestimmte Personen, die so sind, es ist wie sie das System durchlaufen. Davon bin ich überzeugt. Hast Du so einen Moment gehabt, an dem du gemerkt hast, dass sich Dein eigener Drive verändert hat? Wann wusstest Du, dass du in diese Richtung gehen willst, in die Du gegangen bist? Das Thema Kunst war für mich schon immer klar. Was mir einen besonderen Klick gegeben hat, war Elke Falat. Die hat damals den Kunstverein in Hildesheim geleitet und hat mir im Kopf die Tür geöffnet für Curatorial Studies und dann ging es eigentlich los für mich. Das war auch ganz speziell an Hildesheim, dass man Zugang zu einer relativ aktuellen Wissenschaft hat, die in anderen Studiengängen vielleicht festgefahrener ist. Aber so richtig ins Künstlerische wolltest Du nie gehen? Nein, das wollte ich nie. Aus irgendwelchen Gründen habe ich da nie Interesse dran gehabt. Ich hatte nie das Bedürfnis, mich in einer Ausstellung oder selbst in Kunstwerken zu verwirklich. Mir war das genug, wenn ich das organisieren konnte. Viele sagen es gibt so einen ganz bestimmten Hildesheim-Spirit. Was wäre der für dich? Der Spirit in Hildesheim ist sehr familiär: Eigentlich ist man oft voneinander genervt. Das ist bei der Familie ja immer so. Oft ist es einfach zu viel, aber man vermisst es dann, wenn man es nicht mehr hat. Und dann gibt es auch noch diesen Spirit, den man am Ende mitnimmt, eben diesen Drive, von dem ich vorher gesprochen hab. Das ist so eine Ich-pack-das-an-Mentalität, ich mache das, ich ziehe es durch, entgegen aller Widerstände. Das ist aus meiner Sicht schon relativ bezeichnend für die KuWis. Hast Du denn heute beruflich noch etwas mit anderen KuWis zu tun? Kürzlich habe ich eine E-Mail von einer Kommilitonin bekommen, die jetzt bei der Skulpturenbiennale in Münster arbeitet, die ein paar Fotos von der Manifesta brauchte. So etwas passiert schon öfter. Man trifft sich aber auch mal zufällig. Ich habe noch drei gute Freunde aus dem Studium behalten, mit denen ich noch regelmäßig Kontakt habe. Aber es ist nicht so, dass ich täglich mit jemandem auf beruflicher Basis Austausch hätte. Fehlt Dir die Hildesheimer Familie? Was mir schon fehlt, was ich damals in Hildesheim geliebt habe, ist das Beisammen-Sein. Obwohl man es auch hassen kann, dass man in diesem Studiengang so eng aufeinander klebt. Aber dadurch, dass es nichts Anderes gab, außer uns und unsere WGs und die KuWi-Parties und die Domäne, war das ein ganz interessanter Zusammenhalt, der mir jetzt sehr fehlt. Wenn ich bei Freunden bin, merke ich immer noch, dass ich da gern hängen bleiben und Tage miteinander verbringen will, was natürlich nicht mehr geht. Aber das war schon etwas, das sehr spezifisch für Hildesheim war, dass man so viel miteinander gemacht und entwickelt hat. Ich hatte im selben Haus eine Freundin und immer, wenn das Essen fertig war, habe ich sie angerufen. Wir haben zusammen studiert, wir haben quasi jeden Tag miteinander verbracht. Es war echt so eine Hildesheim-Familie und die fehlt mir schon. Vor kurzem bist Du Mutter geworden. Wie funktioniert bei Dir die Verbindung von Beruf und Familie? In den Niederlanden gibt es keine Elternzeit, das Kindergeld ist minimal. Das war also schwierig, sowohl finanziell als auch nervlich. Nach drei Monaten, einen kleinen Säugling in den Kindergarten zu bringen, ist emotional einfach der Abgrund. Die erste Zeit im Büro war dann auch sehr schwer, weil wenig Verständnis vorhanden war. Obwohl man immer denkt es ist alles ganz fortschrittlich und dass man rechtlich abgesichert ist, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben festgestellt, dass ich als Frau weniger Rechte habe als ein Mann. Und dass ich viel mehr dafür kämpfen muss, dass ich da sein darf, wo ich bin. Das war erschreckend und erniedrigend und hart. Und das hätte ich nicht erwartet. Hatten die Frauen im Büro mehr Verständnis für Deine Situation? Nicht unbedingt. Es gibt ganz oft Frauen, die denken, dass das nicht geht: Kind und Karriere. Ich weiß nicht woher das kommt, aber das ist eine eingefahrene Denkweise, die man nicht rauskriegt. Es ist ultrahart, gerade in der Kulturszene. Aber Du hast es irgendwie geregelt bekommen. Ja, ich habe zum Glück einen Freund, der einen recht stabilen Job hat. Wir haben die gleichen Arbeitszeiten, beide 36 Stunden, vier Tage die Woche. Einen Tag die Woche haben wir frei, den ich mir aber nicht immer nehmen kann, aber ich versuche es. Mein Freund gibt der ganzen Familie die Stabilität, die ich nicht geben kann. Aber Du hast ja so weit auch einen relativ stabilen Berufsweg gehabt. Du warst direkt nach dem Studium sechs Jahre beim selben Arbeitsgeber. Wie geht es weiter? Ende letzten Jahres habe ich mich als Senior Kommunikations- und Marketingmanager beim Museum Boijmans in Rotterdam beworben und die Stelle habe ich zu meiner großen Freude auch tatsächlich bekommen. Ich bin ganz gespannt darauf. Das wird jetzt der nächste Schritt: Museumsarbeit. Mit hoffentlich geregelteren Arbeitszeiten. Im Museum machst Du weiterhin Kommunikation? Ja, genau. Aber dann einen Schritt höher. Und mir war es echt wichtig, dass ich nicht mehr reisen muss. Es klingt toll, so viel reisen zu können, aber nach so vielen Jahren war es mir doch zu viel. Jedes Mal wenn ich wegmusste, früh um vier nochmal kurz ins Kinderbett reinzugucken – da ist mir das Herz gebrochen. Das ging nicht. Auch wenn Skype toll ist und nach zwei Tagen es auch noch okay ist, es bricht einem aber nach dem vierten Tag das Herz. Mit einer Familie war mir das jetzt einfach zu viel. Es war schön, als ich 25 war. Mit 26 ist alles anders. Naja, inzwischen bin ich 31 (lacht). Es war ein echt guter Start und ich denke, ich habe die internationale Kunstwelt mit all ihren Facetten sehr gut kennenlernen können. Ich habe wirklich gute Kontakte geknüpft, tolle und unglaublich starke Leute getroffen, habe gesehen, wie emotional und toll so ein Projekt sein kann und was ein Team alles gemeinsam zustande bringen kann. Das sind Erfahrungen, die ich überhaupt nicht missen will. Aber jetzt ist es Zeit für den nächsten Schritt. Warum glaubst, hast gerade Du die Stelle bekommen? Das erste Interview lief meiner Meinung nach total schlecht. Ich war so aufgeregt, dass mir beinahe übel geworden ist. Ich habe die ganze Zeit nur gesagt, was besser sein könnte, und nicht, wie toll die Institution ist. Ich habe echt gedacht, ich habe das total verhauen. Anscheinend fanden die mich aber trotzdem toll. Beim zweiten Mal habe ich am Tag davor Yoga gemacht, habe vorher eine Viertelstunde meditiert und in der Power-Pose gestanden, so dass ich einfach mal entspannt war. Und das war aus meiner Sicht der Erfolgsfaktor. Ich war mir darüber bewusst, dass ich nur so sein kann wie ich bin und das wiedergeben kann, was ich gemacht habe. Und das hat funktioniert. Also ein Stück weit authentisch. Genau. Wo es ja auch in Hildesheim immer drum ging. Ja, das stimmt. Ich war mir darüber im Klaren, dass ich nicht noch mehr draufpacken kann als ich schon habe. Es kann nur funktionieren, wenn es klickt. Und es klickte. Also sollte man in Hildesheim zukünftig Power-Posing lehren? Was man in Hildesheim auf jeden Fall machen sollte, wäre mehr Arbeitsmarktcoaching. Ich hatte in einer BWL-Vorlesung auch Rechtslehre, das hat mir sehr geholfen. Praktische, anwendbare Sachen: Was dürfen Arbeitgeber Dich in einem Gespräch fragen und was nicht? Was darf man mit Dir machen und was nicht? Wie bist Du steuerrechtlich situiert? Wie ist das, wenn man im Ausland arbeitet, wo muss man Steuern zahlen und wie viel? Ich bin da nach dem Studium reingestolpert und war total überfordert. Solche Dinge, die einem praktisch helfen zu arbeiten, wären wichtig. Dazu gehören auch Power-Posing, Motivationstraining und Selbstmarketing. Ganz viele kommen aus dem Studium und sind total eingeschüchtert. Ganz nach dem Motto: Ich kann ja gar nichts wirklich, ich habe nur Praktika gemacht. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man lernt, dass man sich selbst verkaufen muss. Was würdest Du empfehlen, wenn man wie Du eine europäische Karriere machen möchte? Machen. Ich hatte neulich gerade wieder eine Praktikantin, eine Niederländerin, die bei uns ihr allererstes Praktikum gemacht hat. Das ging am Anfang total schief. Sie konnte sich überhaupt nicht reinfinden, es war alles zu viel. Und am Ende hat es doch ganz gut funktioniert. Sie hat gesagt, sie habe viel gelernt. Ich habe ihr empfohlen: „Du gehst nach New York und machst dort ein Praktikum. Und dann kommst du nochmal.“ Ich glaube, dass mehr Leute an ihre Grenzen gehen sollten und, egal was sie denken, was sie ausprobieren wollen, es machen sollten. Es gibt so viele Stipendien, gerade für das europäische Ausland und die USA. Man kann bis zu einem bestimmten Alter alles finanziert bekommen und das muss man einfach machen. Und am Ende bleibt man dann im Ausland hängen, so wie Du selbst? Genau, am Ende bleibt man hängen. Soll es nochmal woanders hingehen? Es war für uns jetzt schon eine Überlegung, ob wir jetzt noch woanders hinziehen wollen oder ob ich mir für die nächsten paar Jahre einen neuen Job suche und dann ziehen wir später woanders hin. Kann sein, dass wir in ein paar Jahren noch einmal umziehen werden. Vermutlich in dem Moment, wenn Dein Kind in die Schule kommt? Ja, das ist dann die Endstation. Wenn das Kind in die Schule geht, dann soll man das dem Kind auch nicht antun. Wir haben darüber nachgedacht nach Warschau zu ziehen, denn mein Freund kommt aus Polen. Warschau ist eine Stadt, die sich in den nächsten zwanzig Jahre ziemlich stark entwickeln wird. Es gibt viele junge Galerien, junge Künstler, eine große Szene. Das blüht jetzt alles auf. Wenn sich das jetzt nicht alles durch die neue politische Situation wieder wendet. Wir wollen es nicht hoffen. Liebe Diana, vielen Dank für das Gespräch! |
In Aktion: Mit diesem Bild hat sich Diana Hildesheim für ihren neuen Job in Rotterdam beworben. (Foto: Livio Baumgartner)
KurzprofilCommuncations & Development Coordinator
Manifesta Abschluss: Diplom-Kulturwissenschaftlerin (2011) Hauptfach: Bildende Kunst Nebenfach: Literatur/Theater/Medien Bezugsfach: Betriebswirtschaftslehre |